Basel Wettsteinplatz. Sagen wir es mal so: Das ist jetzt nicht gerade der unfrequentierteste Platz der Schweiz. In der Mitte, wie es sich gehört: 1.) etwas verkrampft hingemühte Kreiselfloristik, 2.) eine Tram- und Busstation sowie 3.) last but not least: good old Kiosk. Die Kiosktüre: offen. Stehend, auf dem Treppenabsatz sitzend und am Türrahmen anlehnend sind zu sehen: drei junge Erwachsene (einmal männlich: der Kioskverkäufer, zweimal weiblich: die Schwestern oder seine Bestis, wer weiss das schon, ist ja eh fast das Gleiche) in oder mit Hoodies, abgeschnittenen Jeans, Bruno-Manser-Frisuren, Nasen-Ohren-was-solls-Überallpiercings und zwei ängstlich dreinschauenden Chihuahuas. Im Gespräch: Chefinnen und Chefs, die Titel tragen wie: dumme Sau, hohle Fotze oder Chotzbrocke. Ich sehe und höre: Sie sind erschöpft, angepisst, desillusioniert und fürchterlich gelangweilt – versetzt mit einem hin und wieder hinterlistig aufblitzenden, bitterbös schwarzen Humor.* Will heissen: Sie sind. Pubummpubumm. Pumpe: läuft. Grundprogramm: grün. Kommen wir aber nun zurück zum betriebigen Ort und bringen diesen in Kombination mit einer Alltagsblues-Gegenmassnahme zu welcher die drei am helllichten Tag nun greifen und für die entgegen dem Sprichwort nicht kein, sondern eben sehr wohl ein Kraut gewachsen ist, für die es aber in ihrer Aktivierung auf eben diesem Platz, egal ob Basel-Stadt jetzt ein Legalisierungsversuchslabor ist oder nicht, doch ein wenig Mut braucht. Frage: Ist denen wirklich alles egal? Keine Ahnung – was ihren Zustand vielleicht ganz treffend abbildet – aber heiliger Strohsack, was die drei da zwischen ihren mit selbst gestochenen Tattoos verzierten Fingern kursieren lassen, ist nicht einfach ein an einem verstohlen Plätzchen gedrehter, verkümmert dreinschauender, irgendwie zusammengekrümelter Minispliff, sondern ein veritables Ofenrohr von einem Joint. Und der? Der zeigt rasch Wirkung: Die Gesichter entspannen sich, das Lachen gewinnt an Kraft, die Schlange vor dem Kiosk wird länger und länger. Erstaunlicherweise scheint es den Leuten in der Schlange egal zu sein, dass sie kurz auf die Bedienung warten müssen, denn tief in sich selbst hineingrinsend wissen sie: Wir waren früher zwar anders, aber doch irgendwie genau gleich.
* …den es an Jugendlichen und jungen Erwachsenen bittebittebitte zu schätzen gilt, bis man alt und schrumplig ist. Weil: lustig. Sehr lustig. Fand ich, find ich, werde ich immer finden.