Über was Jungs so plaudern

  • Post published:5. Mai 2022

Treffen sich 13-15-jährige Jungs, geht’s in der Regel um Fifa zocken (alternativ: YouTube & TikTok reinziehen), vor dem Coop rumgammeln, Schulstoff durchkauen (dürfen, müssen, wollen – das ist immer so eine Sache) oder Lehrerpersonal hops nehmen. Ein Highlight sondergleichen!

«Yo Bro.»
«Hey Digga.»
Inklusive kompliziertes Händegefummel oder Abgeklatsche.
«Wie hesch?»
«Aues startklar. Du?»
«Düregfäderet, was süsch?»

Dann wird’s etwas kryptisch, sie beginnen von «Weekend-League», «Trades», «Bundles», «Pakages», wie Spieler in einem Spielsystem miteinander «related» sind, zu sprechen, gefolgt von Online-Gegnern irgendwo auf dieser Welt, die sie, wenns gut gelaufen ist, «zerstört», «usgjasset» oder «grilliert» haben. Stehen sie selbst auf der Verliererseite, sind sie hingegen «gegroundet» oder «lost» («so vertammi lost»). Zuletzt schliesslich drücken sie – auch wenn sie die Games in- und auswendig kennen – ihre Verwunderung über irgendetwas Tolles oder Unvorhergesehenes mit «Sheeshs» oder «Mashallahs» aus.

Ausgegamet (Selbstrestriktion ist das natürlich nicht, sondern die Eltern intervenieren enerviert spätestens dann, wenn die Kinderzimmer nach Bärenhöhlen zu motten beginnen), wechseln sie oft (selbstredend widerwillig grummelnd) ihren Standort Richtung Einkaufsmöglichkeit beziehungsweise Sportplatz oder sie zücken – Wunder geschehen – doch noch ihre Schulsachen, weil die Uhr zum Lernen, die rennt. Und das zuverlässig.

«Gö mr Coop?»
«Nei, Mann, bi grad gasförmig.»
«Chum itz, Schlingu, chli «cornere» het no niemerem gschadet u ig bi mit Sackgäud grad Millionär, aso ke Stress.»
«Nei, muess no für ä Bachmann morn buggle u bi hüt scho gnue umefermentiert.»
«Wed meinsch. Aber du, hesch würklech Gfüu lohnt sech bügle für? (Diese Satzstellung ist absolut korrekt wiedergegeben. Tragisch aber wahr.) Kennsch ja dä Buttergolem vomene Bachmann. Däm sini Teschts si immer angers, aus är se aakündiget het, dä isch so «shady», Mann, so «damn shady».»
«Akkurat, hesch ja rächt. Weiss o nid, was dä Typ immer für Lack sufft? U sit mr wider Frässefreiheit hei, muess mä dä Kevin wieder aus bleiche Voumond aaluege. Ä Desaschterei isch das.»
«Gsehsch Rocketman! Aso gö mr itz los? Oder was meinsch? Säg du? Würklech, du muesch säge.» (Dieses Dem-anderen-die Entscheidung-überlassen ist absolut generationentypisch.)
«Nei, Mann, cha würklech nid. Bi Ehremaa weisch, has mire Mère versproche, das i hüt drann blibe.»
«Ey, Bro, vou im Mitgfüu, schöne Nami, gäu.»
«Immer, immer.»
Verabschiedung mit wiederum kompliziertem Händegefummel oder Abgeklatsche.

Zwei Minuten nach dem uf Widerluege sagen, schepperts beim Daheimgebliebenen auf seinem Handy:

«Sch huere chillig gsii, Mann!»
«Ja, agnähm, geng wider, Bro, gäu.»
«Ehre wäm Ehre.»
«Chills.»
«Chills o.»
«Eh.»
«Salut.»
«Salve.»
Smiley
Smiley
Doppelsmiley
Doppelsmiley
Poserfoto
Poserfoto
«Chills, gäu.»
«Ja, chilles eh.»
Ende.

P.S.: Lieber Sohn, a.k.a «Villa in Thailand» (Insider, sorry), vielen Dank für die Teilhabe an deinem Jugendleben. Es nervt…und ist absolut grossartig!