Stammplatz

  • Post published:9. August 2023

In Kleingrüppchen stehen sie jeweils da. Zu zweit, dritt, viert, ein seltenes Mal zu fünft. An ihrem Stammplatz beim Baldachin in Bern, neben dem Treppenaufgang hin zum Loeb. Die mit Cappucchino gefüllten Migros-«Dairy»-Pappkaffeebecher haben sie sorgfältig ausbalanciert auf dem dicken Rand des gläsernen Geländers abgestellt. In ihren Händen befinden sich French Croissants, Weggli und Schoggistängeli, dick belegte Sandwiches, einer dieser kompakten Gurken-, Rüebli- oder Käsewurstsalate oder ein Stück Früchtekuchen, je nach Laune und Tageszeit halt. Und sie tschäderen über ihren Alltag was das Zeug hält. Über Fahrleitungsstörungen, aktuelle Baustellen, besoffene Fahrgäste, technische Probleme mit ihren Göppeln oder über getauschte beziehungsweise untauschbare Dienste. Sie, die Bus- und Tramfahrer*innen von BernMobil. Vielleicht muss ich hier präzisieren, dass ich mir die Inhalte der Gespräche so oder zumindest ähnlich natürlich nur vorstelle, wenn ich von Zeit zu Zeit an dem in seiner Besetzung schnell wechselnden Grüppchen vorbeigehe. Wahrscheinlich nimmt Privates, also etwa das Fitmachen von schweren Bikes für die nächste Pässefahrt, der muckende Rasenmower im Garten zuhause oder die seltsamen Anwandlungen pubertierender Töchter und Söhne ebenso Raum ein.

Bis ich gecheckt hatte, dass dieser nicht gerade schmucke Ort der BernMobil-Stammplatz sein musste, dauerte es ein Weilchen. Beständiges, Immergleichwiederkehrendes fällt halt weniger auf. Aber warum trifft sich die Belegschaft dort, fragte ich mich? Lässt sich outdoor besser gestikulieren, ist die BernMobil-Kantine ein Desaster, geht’s ums Rauchen und Vapen, ist es ein Corona-Habbit-Überbleibsel oder ist der Takt zwischen zwei verschiedenen zu befahrenden Linien einfach zu kurz für eine Einkehr nöime? Keine Ahnung. Aber achten Sie sich das nächste Mal, wenn Sie am Loeb vorbeigehen, ob ich mit meiner Beobachtung überhaupt Recht habe? Wenn ja, gehen Sie hin, grüssen Sie freundlich und wünschen den Anwesenden eine gmögige Pause. Und vergessen Sie nicht, sich für deren Einsatz zu bedanken, denn die Fahrer*innen bringen Sie meist gut gelaunt, höchst zuverlässig und in time dortin, wo Sie hinwollen.

Stammplatz sei Dank.