Smarties

  • Post published:27. April 2020

Grosse Schanze. Ein Wintersonnentag. Auf der Wiese tummelt sich eine grössere Kitagruppe. Die Leiterin spielt engagiert Wuwuwuwu-Indianerin. Begleitet wird sie von einigen sehr mittelmässig begeistert dreinschauenden, sich in Ausbildung befindenden Kleinkindererzieherinnen. Die Kinder toben im Zeug herum und verhalten sich – vor allem Valentin, immer wieder dieser Valentin – nicht so, wie von ihnen erwartet wird. Gut eingepackt in pinke, orange, azurblaue oder neongrüne Winteranzüge sehen die kleinen Knöpfe aus, wie eine motiviert herumhüpfende Packung Smarties. Erstaunlich, wie fröhlich mich dieser bunte Anblick stimmt. Dann gucke ich etwas verschämt an mir runter. Fehlanzeige. Vom Scheitel bis zur Sohle kein einziger Farbtupfer. Richtig mut– und charakterlos. Fehlt nur noch, dass ich an der nächsten Ecke in einen grauen, weissen oder schwarzen VW Polo Kombi einsteige und das Nachmittagsprogramm von DRS 1 einschalte. Ich weiss ja, dass ich nicht der einzige bin, der sich gerne unauffällig – nennen wir es doch „dezent“ – kleidet. Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass ich wohl eher nicht zu denjenigen farbenfrohen Menschen zähle, die nicht nur im Sommer Flamingos auf ihren Badeanzügen spazieren tragen. Und in diesem Moment, in diesem kleinen Moment schmerzt das gerade sehr. Das darf nicht sein, schiesst es mir durch den Kopf. Noch nicht. Besser nie. Ruckartig wende ich mich darum von der Szene ab und mache mich mit grossen Schritten auf den Weg. Richtung H & M.