Im Bahnhof Bern schreit mich eine gewisse Fabienne, die zwei mehlige Hände aneinander klatscht, von einer Plakatwand her an: „Deine Bäuerin.“ Mir ist ja schon bewusst, die Bauern, die brauchen Zuspruch, weil, die Zahl der Betriebe sinkt, das Einkommen ist nicht gerade rosig, es mangelt an Hilfskräften, winklige Freihandelsabkommen drücken auf die Marge, die Milchpreise sind tief und viele weitere Dinge, von denen ich nichts verstehe, die machen wahrscheinlich ganz schön sauer. Darum also eine fette Imagekampagne, zum Beispiel mit Fabienne, Rita, Michelle oder Rosa. Soweit so gut. Klar ist aber auch, die Botschaft „deine Bäuerin“ befeuert meine Fantasie aufs Heftigste und zwar nicht der anzüglichen Art, wie ihr jetzt vielleicht meint, sondern mehr so in der Art, wie sich Menschen auf der Strasse treffen und sich plötzlich über ihre Bäuerinnen auszutauschen beginnen. Also im Stil von: „Du, ist deine Bäuerin heute auch so mies drauf? Die wollte heute partout nicht den Abwasch machen. Kennst du diese Renitenz auch?“ Oder: „Da gebe ich einen drauf: Meine Bäuerin, die macht die beste Züpfe weit und breit“, gefolgt von: „Wusstest du, dass meine Bäuerin, eine wahre Hühnerflüstererin ist?“
Jedem also seine Bäuerin und schon hat man ein Thema wie das Wetter oder die eigenen körperlichen „Bräschteli“. Hervorragend, ein neuer Kitt für die Gesellschaft wäre geschaffen. Dann wäre der Schritt zu einem Online-Game aber sicher auch nicht weit. Anstatt „Ski-Challenge“ eben eine „Bäuerinnen-Challenge.“ Die Bäuerinnen wären dann Spielfiguren, bei denen man nicht nur die Haar- und Augenfarbe wählen könnte, sondern auch Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, wie: „Tut dir die Hühner ein, wenn du es brauchst“, „stark im Blumengarten ziehen“, „kann noch von Hand melken“ oder „singt schöne osteuropäische Lieder.“ Mmh. Jetzt aber zurück zum ursprünglichen Thema. Wenn jeder und jede eine Bäuerin hat oder eben kriegt – und jetzt kommen wir zur Gretchenfrage – wer finanziert das? Parmelin hat in seinem Departement sicher schon genug um die Ohren und wenn es hart auf hart geht, sollten wir nicht ächt zuerst den längst überfälligen Vaterschaftsurlaub realisieren, anstatt uns allen eine Bäuerin spendieren zu lassen. Wohl schon.
Vielleicht würde aber bei dieser Kampagne ein Plakat mit einem Bauern im Stall und einem Baby auf dem Arm zwei Fliegen auf einen Schlag ermöglichen. Oder was meinst du lieber Bauernverband. Für eine vertiefte Diskussion stünde ich auf alle Fälle sofort zur Verfügung.