Liebe, liebe Hasle, liebe allerliebste Hasle

  • Post published:24. April 2020

Ich bin ja so ein potenter Multiallergiker. Lustig ist das nicht, nein. Und als Max Küng vor Jahren in einer Kolumne meinte: „Die Birke ist ein Arschloch“, da pflichtete ich ihm kopfnickend bei, „ja, die Birke ist eine Saubirke, ganz recht, Mäxu.“ 

Nun denn, die Jahre zogen ins Land und jeweils von Mitte Februar bis Mitte Mai hegte ich einen grossen Groll gegen alles was gelbe Zötteli oder Ähnliches trug: Scheisshasle, Oberscheissbirke, Dummenussesche. Irgendwie fühlte ich mich von der Natur um den Frühling betrogen: Der Anblick von bepuderten Autos machte mich „hässig“, das schlechte Atmen ohnmächtig, der kortisonhaltige Nasenspray süchtig. Kurz: Es war mir zum Auswandern zumute. Grönland oder irgendeine Wüste, das wären auf jeden Fall sichere Werte, dachte ich mir. Nur, wer oder was hat dort schon auf mich gewartet? Sicher kein Eskimo und auch kein Beduine, höchstens Hitze oder Kälte. Und da ich weder ein ausgeprägter FlipFlop-Boy noch ein leidenschaftlicher Mittli-Träger bin, ist das halt doch auch keine Option. 

Zurück auf Startfeld eins kam es wie es kommen musste: Bei einem „Hatschi“-Spaziergang der Birs entlang, blieb ich vor einer „chnütschgelben“ Hasle stehen. Ich blieb lange stehen, sehr lange sogar, bis ich aus einem plötzlichen Impuls heraus auf das Gehölz zuging, es umarmte und ihm leise zuflüsterte: „Hast ja recht, Hasle, wir haben beide unsere Daseinsberechtigung. Du vielleicht ein klitzeklein weniger als ich. Aber das machst du mit deiner gelben Pracht gleich wieder wett, gell.“ 

Im Frieden löste ich die Umarmung auf und ging meines Weges. Alleine. Aber wenn mich nicht alles täuscht, mit einer ganz ganz dünnen Goldstaubschicht auf der Jacke.