Irr? Nein irre. Irre schön!

  • Post published:17. April 2021

Da standen wir also. Ich und meine Lebensgefährtin. Vor den Schiebetüren der Schmerzklinik Basel. Mit Hoffnung. Mit Zuversicht. Mit Mut. Und Verzweiflung. Wir sahen uns in die Augen. Umarmten uns. Küssten uns. Lächelten einander an. Gleicher Ablauf. Immer wieder. Innig. Gegenwärtig. Liebend. Da trat eine Frau an uns heran. 50 Plus. Adrette Kleidung. Verklärter Blick. Leicht wackeliger Gang. Mit zum Gebet gefalteten Händen. Ob sie uns was sagen dürfe? Wir zuckten zusammen. Bettlerin, Missionarin, high oder irr? Oh nein. Nicht jetzt. So unsere rasche Gedankenfolge. Gefolgt von einer inneren Abwehrhaltung und einem genervt sein. „Ihr zwäi sind so schön zämme. So schön. Das berüerd mi ds tiefscht. Dangge.“ Dann kam ein Taxi dahergebraust. Die Frau öffnete die Türe zum Rücksitz und nahm Platz neben ihrer Begleitperson. Das Taxi fuhr davon. An der Windschutzscheibe das Gesicht der Frau. Strahlend. Ein kurzes Nicken. Die Augen schliessend. Wissend. Wir? Paralysiert natürlich. Das Leben? Irre. Irre schön!