Gubler, Gubler, du huere Tubler

  • Post published:8. April 2020

Gubler mochte seinen Job. Er mochte ihn wirklich. Nein besser, er verkörperte ihn mit Haut und Haaren. Gubler war Versicherungsfachmann bei der „Luzerner“. Vielleicht nicht so eine grosse Nummer wie die „Zürich“ oder die „Baloise“. Aber immerhin. Und in diesem Immerhin-Haufen war Gubler der grosse Fisch. Der grosse Wels im Teich. Ja, in der Kundenaquisition war er genau nur eins: unschlagbar. Das Versicherungssegment war dabei völlig Wurscht. Gubler war überall zuhause. Ob grosse Firma oder kleiner Haushalt, total egal. Für ihn gab es nur „den Kunden“. Und den musste man mit all seinen „Sörgeli“ und „Ängschtli“ ernst nehmen. Dafür liebten ihn die Kunden. Dafür liebte man ihn im Geschäft. Dafür liebte er sich, stets peinlich genau rasiert, beaftershaft und in makellosem weissen Hemd, selbst. Er wusste einfach wie den Schmus rüberbringen: Mal holte er sein Gegenüber mit Selbstsicherheit und einem strammen Handschlag ins Boot, mal überzeugte er, indem er sich so nachdenklich, in sich gekehrt und reingewaschen gab wie ein Yogini, mal erweichte er sein Gegenüber – egal ob weiblich oder männlich – mit seinem unnachahmlichen Dackelblick. Wie gesagt: Gubler mochte seinen Job. Gubler war immer im Schuss. Auch mit seinem Skoda Octavia. Gubler fand zwar, dass man da von der Geschäftsleitung her ein klitzeklein wenig zu fest auf Understatement machte – was er insgeheim mit einer ultraschlichten aber doch teuren Uhr kompensierte – aber er hatte, eigener Status sei Dank, doch dafür gesorgt, dass bei ihm ordentlich PS unter der Haube waren. Nein, rumschleichen war nicht Gublers Ding. Rumschleichen war in seinen Augen etwas für faule Eier oder geschrumpfte Tattergreise. Und so kam es, wie es kommen musste. Gubler, wie immer nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss genüsslich im Auto eine Havanna schmauchend, nahm es innerorts mit der Tempolimite nicht so genau und er übersah sie. Die Fussgängerin. Auf dem Fussgängerstreifen. Gubler, Gubler, du huere Tubler.