Gold was?

  • Post published:28. April 2020

Ruhig durchschneidet eine kleine Nina-Zugskomposition ein gemähtes Maisstoppelfeld, einzelne, etwas hellere Wölckchen um die Berggipfel herum kontrastieren das sonstige Grau, das satt in der Stockhornkette liegt, die gelb-schwarzen Tornetze des FC Oberdiessbach hängen vom Tau beschwert schlapp herunter, Velofahrer tragen am Morgen wieder Handschuhe, und obwohl ich selbst in einem Auto sitze, kann ich den schweren, feuchteligen Erdgeruch wahrnehmen: es ist Herbst. Gedankenverloren hänge ich einer melancholischen Melodie von Züri West nach, als wir den Dorfeingang von Konolfingen erreichen und ich bei einer Take-Away-Bude folgendes Plakat lese: „Gold Döner“. Okaaaay, denke ich, darf man ja mal so sagen. Es heisst ja auch „die goldene Sonne“, „die goldene Mitte“ oder „man solle die Worte nicht auf die Goldwaage legen“ geschweige denn „Morgenstund hat Gold im Mund.“ Stimmt, bei den Lebensmitteln geht es rassig weiter: „Goldbären“, „Goldfischchen“ und ja natürlich, der Langweilerapfel schlechthin, der „Golden Delicious.“ Aber was um Himmelherrgottswillen hat ein Döner mit Gold zu tun? Also das Fett ist es nicht, die Tomaten sind rot, das Fleisch gammlig, die Zwiebeln obligatorisch, der Salat das grüne gesunde Mäntelchen, der Fladen halt ein Fladen. Die Sauce? Joghurt oder Barbeque? Schwer vorstellbar. Aaaaah, jetzt dämmert es mir. Es geht um das Gefühl! Dieses unmittelbar einlullende, mollige, geschmackliche Irgendetwas, das sich nach dem ersten Bissen im Mund breit macht, bevor man kurz danach irgendwie merkt: iiih wäh, scheusslich… aber, aber, Mist, ist das grossartig und man gierig ein zweites Mal seine Zähne in die Fleischburg reinschlägt. Ja, das ist das Goldene am Döner. Heftig gepaart auch noch mit ein paar unvergesslichen Momenten in der Zeit zwischen 16 und 23 Jahren, als man sich mit Freunden die Nächte um die Ohren schlug und spätabends oder besser gesagt nachts nach einem Konzert, dem Tanzen oder einem Kinobesuch sich auch wirklich nichts Besseres vorstellen konnte, als sich in der Aarbergergasse im „Pronto“ noch so einen kalorierten Donnerkeil zu gönnen: einen „Gold Döner“. Hmmmm! Wobei wir nahtlos in den „goldenen Herbst 2018“ wechseln können. Es ist ja einer, fürwahr. Ich habe echt schon lange nicht mehr so viel, so absolut vergeblich versucht genussvoll zu sünnelen.  

Was meint ihr? Muss ich wegen diesem Defizit jetzt sofort Richtung Konolfingen losfahren?