Eines Morgens in der Früh. Schlaftrunken watschle ich zum Kühlschrank, öffne ihn und will zum letzten Naturjoghurt greifen, der da steht. Da sagt dieser frech:
„Halt, ich bin abgelaufen.“
Ich krause eine Stirn, blinzle ein paar Mal, wahrscheinlich schüttle ich den Kopf.
„Also du bist von gestern. Kein Problem“, entgegne ich.
NJ: „Meine Hersteller sagen aber etwas anderes.“
Ich: „Hör mal. Ich habe Hunger und du bist das einzige, das ich noch im Hause habe.“
NJ: „Tja. Dann wird dir halt speiübel.“
Ich: „Ist mir noch nie passiert.“
NJ: „Einmal ist das erste Mal. Ich kann nichts dafür, dass meine Kollegen zuvor so unverantwortungsvoll gewesen sind.“
Ich: „Hmm. Du bist aber ein kleiner Wichtigtuer. Um was geht es dir wirklich?“
NJ: „Ich verstehe deine Frage absolut nicht.“
Ich: „Oh doch, das tust du sehr wohl.“
NJ: „Also wenn ich du wäre, schlösse ich jetzt die Frigotüre. Braucht nur viel Energie, ist schlecht für die Umwelt und wir haben nur einen Planeten.“
Ich: „Du lenkst ab.“
NJ: „Und du bist ein Vielfrass.“
Ich: „Ah, gell, du willst nicht gegessen werden. Das ist es doch. Du fürchtest um deine Existenz.“
NJ: (Entrüstet) „Pha, immer diese Unterstellungen.“
Ich: „Schau, du landest entweder in meinem Mund, im Abfallkübel oder du gammelst und schimmelst vor dich hin, bis dir selbst übel wird. Und dann landest du ebenfalls im Kübel.“
NJ: „Wer sagt das?“ Ich:„Meine magere Erfahrung in Biologie.“
NJ: „Phu. Starker Tobak, den du da von dir lässt.“
Ich: (Nickend) „Mmmh.“
NJ: „Oh scheisse. Ich habe mir das doch ganz anders vorgestellt.“
Ich: „Das verstehe ich. Zwischen Dichtung und Wahrheit besteht eben ein Unterschied.“
NJ: „Das ist mir zu abstrakt.“
Ich: „Okay. Machen wir einen Kompromiss. Ich habe gesehen, dass es auch noch eine kleine Portion Haferflocken hat. Ich mische die eine Hälfte von dir damit. Die andere stelle ich zurück in den Kühlschrank. Dann schauen wir morgen weiter.
NJ: „Fair enough. Du bist ein guter Verhandler.“
Ich: „Danke. Und du bist ein leckerer Joghurt. Auch nach dem Verfallsdatum.“
NJ: „Ebenfalls danke. Plaudern wir morgen weiter?“
Ich: „Gerne.“