Elvis im Spiegel

  • Post published:21. Oktober 2020

Elvis hatte es dicke satt. Müde guckte er in den mit am Rand hervorstehenden Glühbirnen erhellten Spiegel und es gefiel ihm überhaupt nicht, was er da sah. Ein aufgedunsenes Gesicht, speckige Haut, Glitterhemd. Wie hatte es nur so weit kommen können? Unvorstellbar. Die nervöse Make-Up-Tussi, die um ihn herumgewedelt war, hatte er mit einem barschen „Fuck off“ verscheucht. Er wollte, nein, musste jetzt allein sein. Endlich mal allein. Keine Paparazzi, kein vor lauter Geldgier sabbernder Agent, keine abgedrehten und zugedröhnten Schulterklopferfreunde, keine Schwanzblasgroupies. Einfach er. Und sein Gegenüber im Spiegel. Zweisam einsam quasi. „Na Kumpel, dir ging es auch schon besser, oder?“ Das Spiegelbild schwieg. Das musste doch alles mal aufhören. Ein feines Zittern ging durch seinen Körper. Dann atmete er drei Mal laut ein und aus, schraubte den Deckel der monströsen Haarpomadendose auf, griff rein, klatschte sich eine ordentliche Portion in die Haare und sprach sich Mut zu: „Noch diese Show. Nur noch diese. Buddy. Dann ist fertig!“ Ruckartig stand er auf, öffnete die Tür und rannte den Gang runter Richtung Bühne. Am nächsten Tag war Elvis tot.