Das Stöckchen

  • Post published:12. März 2021
Der Frühling ist zwar da, aber draussen ists bisweilen noch ganz frisch. So kommt es, dass auch die Tschuppele Nachbarskinder auf dem Weg von der Schule nach Hause immer noch mit Schälen, Handschuhen, und Mützen ausstaffiert ist. Gerade Letzteres verführt naturgemäss flegelhafte geartete Jungs zu allerhand Unfug. Das geht dann so: er, ca. 7-jährig, wirft ihr, der wohl gleichaltrigen, ihre Mütze auf ein Autodach. Richtig fies. Ein herzhaftes Milchzahnlächen folgt seiner Tat, er weiss, dass ihm da was Sauglattes gelungen ist. Denn wieso sonst würden seine Kollegen so hemmungslos rumgrölen und ihm wild durcheinander auf die Schultern klopfen? Und das Mädchen? Oh, oh, die ist sichtbar sauer und stabt schnurstracks davon Richtung ihrem nur noch 20 Meter entfernten Zuhause, wo sie aber nicht wie vermutet in der Haustüre, sondern zielstrebig im Schöpfchen nebenan verschwindet. Jetzt ist es dem Jungen nicht mehr geheuer. Plagt ihn das schlechte Gewissen? Graust ihm vor der Schelte Zuhause? Oder möchte er seine nI-der-Strasse-Freundin etwa doch nicht verlieren? Wer weiss das schon. Auf jeden Fall wird er aktionistisch, beginnt am Auto hochzuspringen und versucht je länger je verzweifelter mit Wischbewegungen die Mütze vom Autodach zu bringen. Chancenlos. Oh weh, ihm gehts plötzlich gar nicht mehr gut. In was für eine Scheisse hat er sich da nur reingeritten? Da kehrt das Mädchen mit strammem Schritt in die Szene zurück. In der Hand ein Holzstöckchen. Eine Bewegung und die Kappe ist wieder die ihrige. Ohne den Jungen auch nur einmal anzusehen, dreht sie sich um und geht, leicht kopfschüttelnd, aber mit nach oben gerichteten Mundwinkeln zurück zum Elternhaus. Der Junge steht da und glotzt paralysiert vor sich hin. Die Wirkung von astreiner Logik. Überzeugend.