Er kurvt in der Toscana mit einen Mercedes X-Klasse (eine deutsche Edelkarosse in Italien – ich sag nur: Die Achse steht…), lässt süffisant ein Basilikum-Blättchen auf ein Barilla-Spaghetti-Türmchen fallen, sürpfelt (mit wenig Verständnis für die vorher vermeintlich so zelebrierte Italianità) einen Latte Macchiato aus einem biederen Solothurner Jura-Vollautomaten, sucht an Ostern die so unverschämt putzig, einzigartig originell, güldenen Lindt-Hasen in seinem Garten, parliert auf Plakaten in ein Handy mit einer knallig-farbigen Schutzhülle, welche ich so in Real ganz sicher noch nie gesehen habe (Sie etwa?), die aber ganz bestimmt an einen prächtigen Sonnenaufgang erinnern soll (Sunrise) und hortet seinen Zaster dukatenvermehrend bei der gegenwärtig peinlichsten, weil gut dokumentiert korruptesten Bank der Schweiz (Credit Suisse). Hat er nebst dem Werbespot drehen mal ein Körnchen Zeit und das Knie sowie der Rücken halten tatsächlich, was es mit 40 Jahren im Spitzensport noch zu halten gibt (sogar ein Zlatan hat Schmerzen), dann spielt er ganz leidlich Tennis, wobei er selbstverständlich die personalisierten Treter The Roger von On, ein bisschen weisse Wäsche von Uniqlo oder seine blinkende Rolex Gassi führt. Er, der Maestro, King Roger, FedEx, Roger National: Roger Federer. Aber es soll hier, entgegen Ihrer Vermutung, die durchaus durch soeben verbalisierte Indizien genährt werden könnte, nicht um ein klassisches, fieses, von Neid getriebenes Bashing gehen (na gut, stimmt schon, der Mix an Werbepartnerschaften ist schon etwas gar kurlig zusammengestellt und provoziert einen zu dem einen oder anderen bösen Spruch), nein, die erworbene und erspielte Knete (Arbeit ist Arbeit) sei ihm sogar von Herzen gegönnt, das schicke Auto und die Garage voller Spaghetti-Schachteln ebenso, sondern es soll in diesen Zeilen im Gegenteil um pure Bewunderung gehen. Aber eben, nicht für grosse Scheine oder subtile Tennisästhetik, auch nicht für seine ziemlich souveränen, eher leger inszenierten (okay, manchmal etwas langweiligen) TV-Auftritte, sondern…tättääää: für seinen Gang! Schauen Sie sich das, wenn die Kameras mal wieder auf seine heavy trainierten Waden zoomen, etwas genauer an. Denn das ist der helle Wahnsinn. Der Mann scheint zu schweben. Oder anders und plumper formuliert: Roger federt. Und wie er federt, Kreuzkruziufix noch einmal. Da ist null Kraftverbrauch, nur Souplesse und Leichtigkeit. Die Knie zieht es hoch wie diejenigen einer Puppe an Fäden. Die Hüfte kreist ganz sanft eine liegende Acht. Die Arme schwengeln verliebt übers Kreuz mit den wippenden Oberschenkeln mit. Spiraldynamik pur. Orthopäden, Osteopathen, Physiotherapeuten und Fibromyalgiker wie ich sabbern ob diesem Bewegungsleckerbissen vor dem TV um die Wette, weil so, genau so, tupfgenau so geht Gehen. Richtiges Gehen. Gehen wie King Kong.
Gehen wie King Kong
- Post published:2. Mai 2022