Freude & Depression leben im gleichen Haushalt. Eines Morgens im Wohnzimmer:
Freude: (Übertrieben freundlich, beinahe ausgelassen vor lauter Judihui) „Guten Morgen!“
Depression: (Grummelnd) „Mrrgän.“
Freude: „Du siehst ein wenig zerknirscht aus.“
Depression: „Geht dich einen Feuchten was an. Und knirschen tue ich höchstens in der Nacht, mit meinen Zähnen.“
Freude: „Hast du schon durchs Fenster geguckt? Es hat geschneit!“
Depression: „Das wird es wohl sein, wenn es draussen mehrheitlich weiss ist.“
Freude: „Ist das nicht herrlich? Die Bäume sehen wie verzuckert aus.“
Depression: „Mir wär ein Nussgipfel lieber. Da steht nicht nur Zucker drauf, sondern ist auch Zucker
drin.“
Freude: „Ach komm! Machst du einen Spaziergang mit mir? Frische Luft wird dir guttun!“
Depression: (Grinst verschmitzt) „Kommen, das tät ich schon gerne. Luft verspüre ich aber vor allem in meinem Reizdarm.“
Freude: „Na umso besser, dann lässt du deine Luft draussen in die Luft. Passt doch!“
Depression: „Verstärke ich damit nicht den Treibhauseffekt?“
Freude: „Nur als ganz grosser Pessimist. Und wenn doch, dann betrifft es höchstens dein privates Treibhaus… du riechst ein wenig streng. Nimm doch ein Bad oder eine heisse Dusche, das entspannt.“
Depression: „Ich bleib lieber am Kachelofen in der Ecke.“
Freude: „Hast du wenigstens ein gutes Buch, das dich ablenkt?“
Depression: „Kann mich nicht konzentrieren. Reichst du mir bitte die Schokolade-Nüssli-Schale?“
Freude: „Nur den Frust in dich hineinfressen, das bringts doch nicht! Iss wenigstens ein „Mandarinli“, da ist viel Vitamin C drin.“
Depression: „Dafür gibt es Nahrungsergänzungsmittel. Reichst du mir jetzt endlich die Schale?“
Freude: „Okay, Schokolade soll ja schliesslich auch glücklich machen.“
Depression: (Besserwisserisch) „Siehst du. Checkst es auch noch mal.“
Freude: (Trocken, klar) „Arschloch.“
Depression: „Wie bitte?“
Freude: „Du weisst schon, was ich gesagt habe.“
Depression: (Unschuldig dreinblickend) „Was denn?“
Freude: (Kippt ihm die Schokolade-Nüssli-Schale über den Kopf) „Da bitte, du Arschloch.“
Depression: (Perplex) „Aber wieso?“
Freude: „Finds gefälligst selbst raus. Ich für meinen Teil nehme mir jetzt ein „Mandarinli“, gehe an die frische Luft und baue dann im Garten den schönsten Schneemann im Quartier. Danach bin ich hoffentlich so verschwitzt, dass ich mir, begleitet von einem Hörbuch, ein heisses Lavendelbad gönne. Noch Fragen? Nein? Bemerkungen? Auch nicht? Bessere Vorschläge? Dacht ichs mir doch! Dann wär die Sache ja geklärt. Einen schönen Tag noch.“