Es fällt einem schwer, sie nicht zu mögen. Ich für meinen Teil liebe sie sogar: Coiffeurläden. Nur hat es in meinem Fall eher weniger mit deren Kernbusiness, dem Haareschneiden, zu tun, als mit Sprache. Kreativem Sprachgebrauch um genauer zu sein. Ich meine, ich fühle mich im Alltag einfach echt gut unterhalten, wenn ich an Geschäften vorbeikomme, die Namen tragen wie: Föhnix, Kamm-in, Taj Mahaar, Föhn frisiert, Haarbacadabra, Hair Force One oder Love is in the Hair. Vor allem im Zentrum von Städten scheinen sich die Coiffeure bezüglich der Namenswahl regelrecht überbieten zu wollen, hairvorragend, haarmonisch, föhntastisch.
In den letzten 10 Jahren haben aber diese Läden vhairflixte Konkurrenz erhalten und zwar primhair im Billigschneidsegment für Männer. Dort werden dann die Coiffeursalons aber eher mit den Namen Ali, Chem, Farid oder Mohamed ergänzt. Oder sie heissen nicht Coiffure, sondern neudeutsch Barbershop. Die braucht es ja auch, Hipsterbärte benötigen Pflege und deren Träger eine Heimat. Etwas speziell ist, dass gerade Barbershops gerne darauf hinweisen, seit wann es sie gibt. Sie möchten damit wohl auf gefestigtes Können, auf Tradition oder sogar auf den Wunsch, eine Dynastie gründen zu wollen, hinweisen. Ich weiss aber nicht, ob der Schuss da nach hinten losgeht, weil „since 2018“, das bleibt doch definitiv weniger haften, als wenn auf einer Jeans „Levi Strauss & Company, since 1850“ steht.
Nun ja, fahren wir aus den Städten raus in die Agglomeration werden die Namen in der Kategorie „chli Änglisch cha nid schade“ mit Magic Hair, Fantastic Hair, Hairdream, Hairline oder Haircreation irgendwie austauschbarer, anonymer. Ob Coiffurestätten mit Nachnamen wie Baumgartner, Schönenberger, Röthlisberger, durchbrochen vielleicht von einem Carrasco, Esposito oder Bianchi aber besser ziehen, sei dahingestellt. Vielleicht macht Coiffure Dauerwelle oder Coiffeur Platin Blond den besseren? Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss, seit ich auf dem Land wohne, ist, dass es in erster Linie darum geht, sich bei einer Coiffeuse wohl zu fühlen… bei der Monika, der Pamela, der Franziska, der Sonja oder, oder, oder…
P.S: Geschrieben im Januar 2020…vor der Coronakrise.