Stichwort Temu. Im Vorweihnachtsrummel versprüht der chinesische Alltagsgegenstands-und-sonst-so-kreative-Gadgets-Erfinder-Champion seinen Werbespam gerne etwas hochtouriger durch die elektronischen Kanäle. Alle dürfen sich wie Millionäre fühlen, weil sie wegen der Einsparung beim Kauf der Gartenarbeitsdaunenjacke Geld gespart haben. Dieses können sie nun in noch mehr Ramsch oder anders, nämlich diesmal in «richtige» Luxusgüter wie Autos oder Uhren oder Parfums oder Luxusferien auf den Maledoofen investieren. Bravo, Kapitalismus, deine Pläne sind vollumfänglich aufgegangen.
Was alle ahnen beziehungsweise wissen: Temu verkauft uns hochgradigen Schrott. Billig produziert, mit umwelt- und gesundheitstechnisch dubiosen, dafür günstigen Rohstoffen. Aber nicht nur damit kennen sich die vielen Zulieferfirmen der chinesischen Verkaufsplattform bestens aus, sondern sie wissen wahrscheinlich auch vorzüglich, wie sie ihre Arbeitnehmenden in punkto Unterbringung, Arbeitszeit oder Arbeitsplatzgestaltung (Stichworte Frischluft, Licht, Raumverhältnisse, Schutz vor Chemikalien, Staub und dergleichen) mies behandeln können.
Temu brachte mich aber jüngst immerhin zum Lachen. Denn mit seinen schwachsinnigen Produkten weiss er – man würde es für kaum mehr möglich halten – zuverlässig die Skala des schlechten Geschmacks ins Unterirdische zu verschieben. Oder was halten Sie von einer Kaffeetasse, die aus einem durchsichtigen Glas besteht, in welches ein auf dem Kopf stehender grünglasiger Weihnachtsbaum (inklusive restkommunismuskonformem rotem Stern als Spitze) reingemecht ist (Sie verstehen schon richtig: Sie trinken aus dem Tannenbaum) und der, ganz praktisch fürs Mitnehmen auf den Arbeitsweg, mit einem weissen Plastikdeckel abgeschlossen werden kann, der die Form eine Schneewehe aufweist, auf welcher wiederum ein schnuckeliger Schneehase sitzt, der verträumt in den schneeflockigen Himmel starrt. Na? Ist das nicht etwa ein ideales Presäntli für Ihre Schwiegermutter, mit der Sie das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben?
Sorry, aber wie viel Baijiu oder sonstigen hochprozentigen Lack müssen die Industriedesigner (ja, das waren Männer, keine Frage) im Land der Mitte gesoffen haben, um auf solch eine abstruse Idee zu kommen? Wenn Sie jetzt aber abwinken und meinen, das kauften doch sicher nur einige gehirnamputierte Idioten, dann kann ich Sie beruhigen: Ja, das stimmt, gehirnamputiert sind sie ganz sicher. Einfach wenige sind es nicht. Oder wie können Sie es sich erklären, dass das tupfgenaugleiche Kassenschlagermodell (89 Rappen, geil!) auch auf Aliexpress angeboten und von den Bestellenden in den höchsten Tönen gelobt wird? Und zwar so:
«Ich bin sehr zufrieden mit dem Kauf! Das Produkt ist vollständig wie beschrieben. Die Qualität ist ausgezeichnet. Die Verpackung war auf höchstem Niveau.»