Wenn sich sogar der Rainer Maria verspricht

  • Post published:24. November 2024

Wenn Sie mir jetzt schon über mehr als 100 Seiten geduldig gefolgt sind, dann haben Sie nicht nur Ausdauer, sondern Sie wissen auch: der Böllu, der verliest sich häufig. Vielleicht denken Sie mittlerweile sogar: was für eine schreckliche Marotte, langweilig oder, wenn sie von der empathischen Sorte sind: was für ein armer Kerl. Ich könnte Ihnen auch nichts entgegenhalten, sondern könnte nur wie Instagram-Khaby entschuldigend die Schultern heben und bestätigen: Ja, dass ich so dermassen fasziniert davon bin, wie nahe sich Wörter bisweilen stehen, obwohl sie was ganz anderes bedeuten, das hat was von einem Tick. Aber was sage ich Ihnen da? Sie wissen aus ihrem eigenen Alltag ja selbst primabestens wie es ist, mit so Mödelis zu leben: Man kann sich leider nur sehr schlecht gegen sie wehren. Es ist ähnlich, wie wenn einen ein Ohrwurm überfällt. Der kommt ja häufig uneingeladen und bleibt dann, so lange es ihm beliebt. Also bis er sich gnädig von selbst auflöst oder – gemein aber wahr – von einem fast mit Sicherheit noch schlechteren Platzhalter abgelöst wird. Versuchen Sie ruhig, ihm höflich aber bestimmt zu sagen, er solle jetzt gefälligst Leine ziehen, der wird sowas von auf ihren Willen pfeifen. Wenn Sie Pech haben, flötet er Ihnen sogar noch Nettigkeiten wie: «Oh läck du mir, oh läck du mir, oh läck du mir am Tschööpli» hinterher. Wollen Sie das wirklich forcieren? Eben.

Nun scheine ich aber nicht der Einzige zu sein, der mit dem Wörtersalat so seine liebe Mühe hat. Als ich nämlich letzten Dienstag mich wieder mal dazu nötigte, mir ein Spiel der Schweizer Fussballnati (in Deutschland und Österreich lachen sie gerne darüber, dass gerade wir «neutralen» Eidgenossen uns bei der Benamsung unseres Teams bei Hitlers Vokabular bedient haben) anzugucken, meinte der Sportkommentatorenheilige Rainer Maria Salzgeber in der Pause in seinem unnachahmlichen Wallissertiitsch zu seinem Analystenkomparsen Beni Huggel, man müsse sich aber jetzt schon noch die Einschätzung vom unkundigsten Fussballkommentatoren aller Zeiten, Sascha Ruefer (zum Beleg: auf Ruefers Aussage vor einigen Jahren, Benaglio habe gerade «eine Riiiiieeeeesenparade» hingelegt, antwortete Jörg Stiel, seines Zeichens immerhin ehemaliger Nationalmannschaftstorwart, als Co-Kommentator nur trocken: «Aso, jetzt het er eifach ä Bölle gfange») einholen. Und dabei sagte er (O-Ton): «Gö wr doch no schnäll üfe üf d Türbine zum Sascha Rüefer, was äre drzüe deicht.» Ich werde den verdutzten «Häh?»-Blick und das nachfolgende schelmische Lächeln von Benni Huggel nie vergessen.

Von der Tribüne zuhause aus, war das ganz grosses Kino!