2400 Blatt (oder was WC-Papier mit Sternen zu tun hat)

  • Post published:24. November 2024

Bekanntlich müssen wir alle mal gross. Nur spricht niemand gerne darüber. Es sei denn, er oder sie sei ein so genannter «Reizdarmpatient». Dann allerdings kann das Interesse an der Beschaffenheit des eigenen Gagis auch mal aus dem Ruder laufen. So wie übrigens auch bei frisch gebackenen Eltern. Diese nutzen ja gerne die erste sich bietende Gelegenheit, um ihre Gruselstorys über die Pupse ihrer Knirpse – von wo bis wo auf der Ganzkörperskala und in was für einer farblichen Schattierung – an ein (in der Regel nur mässig interessierten) Publikum zu bringen. Aber gehen wir doch besser zum stillen Örtchen zurück und lassen das Scheissen wieder jedem seine Privatangelegenheit sein. Was alle brauchen, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben, sind bestimmte Hilfsutensilien, um den ganzen Vorgang zu einem sauberen Abschluss zu bringen. Die linke Hand, Zeitungspapier oder edle Anussprinkleranlagen sind dabei aus westeuropäischer Sicht entweder keine Option oder dann nur eine für ganz gut Betuchte. Klopapier hingegen ist Usus, wobei nicht für wenige Feuchttüchlein ein heiss begehrtes Upgrade bedeuten (ich habe allerdings – kein Witz – an einer Hochzeit bei einem dieser blöden «Peinlich-für-die-frischen-Eheleute-Spielchen» auch schon von einem Bräutigam gehört, dass die Verwendung ebensolcher so unnötig und lächerlich sei, dass es durchaus einen tauglichen Scheidungsgrund darstelle). Kauft man nun Klopapier ein, hat man die Qual der Wahl. Heisst: Das gibt’s in unterschiedlichen Farben (zum Beispiel so ein spooky-superchemisch aussehendes Zartviolett, wohl damit wir uns kackend inmitten von Südfrankreichs Lavendelfeldern wähnen können), in verschiedenen Schichtdicken (1- bis 6-lagig), mit flotten Streumustern (Blümchen, Streifchen oder Pünktchen… es gibt aber auch Einhornfiguren für solche, die es ein wenig exotischer mögen oder solche, die ihre infantile Phase nie verlassen haben) und in einer breiten Palette von Düften. Was für Düften! So gibt es Klopapier mit «verführerischem Mandelmilch-Duft» (von Sarima), mit Kamille & Aloe Vera (von Tempo Premium, Moonlight Zauber, Achtung: Limited Edition!), mit Kaschmir & Pfirsich (von Zewa Deluxe) oder… mit Popcorn (siehe Einhornrolle, von Geheimshop, «Warst du etwa im Kino?» «Ne, nur auf dem Klo, wieso?»). Ich selbst halte von solchem Schnickschnack wenig und bevorzuge die Basisvariante – ich will mir schliesslich den Arsch abputzen und muss dabei weder zart nach Maiglöckchen duften, noch mich tantrisch aufladen oder mich zwanghaft in ein Fantasialand reinimaginieren. Aussehen wie in einer Zahnarztpraxis oder in einem Möbel Pfister Katalog muss es bei mir Zuhause auf der Toilette auch nicht. M-Budget-Recyclingpapier tuts also auch und ist völlig in Ordnung. 12 solide Rollen für CHF 3.60. Laut Verpackungsaufschrift habe ich satte 2400 Blätter Zeit, um die persönliche Misere Richtung Kanalisation zu befördern. Wobei mir von den 2400 Blättern, wenn wir schon beim Thema bleiben wollen, sicher 2390 an der Zahl «scheissegal» sind. Hauptsache ist nämlich, dass ich checke, dass das Klopapier alle geht und ich gerade noch genügend Wischmaterial auf der Rolle habe, um sauberen Arsches die Migros anzusteuern. Es ist fast ein wenig wie mit den Sternen. Von den 70 Trilliarden Himmelskörpern sind mir 69’999’999’999’999’999’999’999* Stück eigentlich völlig schnuppe.

Hauptsache die Sonne scheint.

 * 69 Trilliarden, 999 Billiarden, 999 Billionen, 999 Milliarden, 999 Millionen, 999 Tausend, Neunhundert-neunundneunzig