Alt

  • Post published:25. Oktober 2023

Mittagessen mit meinem Sohn. Er ist vierzehn und bewegt sich – wie so viele in diesem Alter – behände zwischen grossen Lebensfragen, dem Humor dienendem Zynismus, hartnäckiger Onlinesucht und dennoch erstaunlich zielgerichteter Selbstoptimierung. Im Zusammenhang mit letzterem erzählt er mir ein Müsterchen aus dem Leben von David Goggins, einem Navy Seal, dessen Buch «Can’t hurt me» er gerade liest und der ihn aufgrund seines stählernen Mindsets ziemlich beeindruckt. Er spricht also über diesen David Goggins, als kenne er ihn persönlich (was nicht so falsch ist, weil das Buch die Biographie von Goggins wiedergibt) und sagt dann zum Abschluss diesen einen Satz: «Baba, ich habe gar nicht gewusst, dass der schon so alt ist, also älter als du.» Sprichts aus, hält sofort inne, weil er schnallt: «Oh oh, das könnte man auch falsch verstehen». Meine Reaktion? Zuerst der verdutzt-empörte Millisekundengedanke: «Also halt jetzt mal, Schnuderi, ich bin doch erst 46-jährig.» Dann: Ausuferndes Gelächter. Bis die Tränen kommen.

«Der alte Baba.» So sieht mich also mein Sohn in seiner juvenilen Kraft mittlerweile. Und wie bitteschön hatte ich damals als 14-jähriger das Alter meiner eigenen Ü45-Eltern taxiert? Na klar. Als alt. Jetzt bin eben ich an der Reihe. Und es fühlt sich stimmig an. Erst recht, weil ich weiss, dass der grosse Goggins zwar ganz sicher gesünder, fitter, reicher und so weiter und so fort ist, aber dass er eben auch mehr Lenze auf dem Buckel hat als ich.

Alter Sack dieser.